Reisebericht: Der Laugavegur in Island, mit vielen Reisetipps

Der Laugavegur in Island

Von Þórsmörk bis nach Landmannalaugar

Laugavegur-Karte
Wegweiser nach Landmannalaugar
Trekkingschuhe und Trekkingsandalen

© Text und Fotos: Andreas Zimmermann

Einige Wochen nach der Eruption des Eyjafjallajökull im Jahre 2010 treffe ich in Skógar ein. Der Wetterbericht hat eine Sturmwarnung für den Süden von Island durchgegeben, so dass ich beschliesse die Nacht nicht auf dem Campingplatz am Fusse des Skógafoss zu verbringen sondern in der Nahe liegenden Jugendherberge.

Büchertipp:

Island: Trekking-Klassiker (Outdoor Wanderführer): Laugavegur, Fimmvörðuháls, Kjalvegur, Jökulsárgljúfur, Öskjuvegur
... und hier noch Etwas zur Unterhaltung: Gebrauchsanweisung für Island

Beim Skógafoss
Beim Skógafoss
Beim Skógafoss
Beim Skógafoss

Die Herbergen sind in Island, neben den Campingplätzen, die preisgünstigste Möglichkeit zum Übernachten. Ausserdem trifft man immer Gleichgesinnte und kann Erfahrungen austausschen. Am Anschlagbrett sticht mir die Mitteilung einer jungen deutschen Frau ins Auge, welche vor drei Tagen von Þórsmörk nach Skógar gewandert ist: "In der Höhe ist der Weg über und über mit feiner Asche bedeckt. In den steilen Abschnitten kommt man kaum voran. Es geht einen Schritt vorwärts und wieder einen halben zurück. Durch den Wind ist die Luft mit feiner Asche geschwängert, welche in Alles eindringt. Ohne Schutzbrille und Staubmaske ist die Wanderung im Moment nicht zu empfehlen. Ausserdem ist an einigen Passagen der Boden noch so heiss, dass meine Schuhsohlen zu schmelzen begannen ..."

Die Anreise

Mit dem eigenen Auto nimmt man die Fähre von Hirtshals in Dänemark nach Seyðisfjörður in Island. Den Wagen lässt man in Skógar stehen und nimmt dann ab Landmannalaugar den Bus zurück. Für den Start in Þórsmörk empfehle ich den Wagen entweder in Hella oder gleich beim Seljalandsfoss stehen zu lassen und den Bus zu nehmen. Von der Fahrt mit dem eigenen Wagen würde ich eher abraten, da doch einige gefährliche Furten zu meistern sind (4x4 ist zwingend erforderlich). Kurz vor Þórsmörk hat schon manch einer seinen Wagen in der Krossá versenkt.

Von der Anreise mit dem Mietwagen würde ich abraten, ausser man hat zuviel Geld. Für die Wanderung ist man ja zwischen vier und sieben Tagen unterwegs und das teure Gefährt steht in dieser Zeit unbenutzt herum.

Im Sommer ist das Hochland sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen. Reykjavik Excursions bietet die entsprechenden Tickets an. Die Busse verlassen Reykjavik vom BSI-Busterminal aus, welches zwischen dem Stadtflughafen und Downtown Reykjavik liegt.

Ein Jahr später, der zweite Versuch

An der Küste ist wiederum ein Wetterwechsel angesagt. Deshalb beschliesse ich gleich an einem Tag bis nach Þórsmörk durch zu marschieren. Ich nehme also nur das Nötigste mit, um Gewicht zu sparen. Aus dem Appalachian Trail mit 20 - 25 Kilogramm am Rücken habe ich meine Lehren gezogen.

Büchertipp:

... zum Thema Ultraleicht-Wandern: Trekking ultraleicht (Outdoor Basiswissen)

Zuerst ist die Steilstufe des Skógafoss zu überwinden. Danach führt der Weg weiter dem Fluss entlang, welcher sich über dutzende weiterer, nun aber namenloser Wasserfälle in die Tiefe stürzt. War die Landschaft anfangs noch saftig grün, so ähnelt sie jetzt mehr und mehr einer Mondlandschaft. Der Trail führt zwischen dem Mýrdalsjökull und dem Eyjafjallajökull durch, über eine Hochebene die Fimmvörðuháls heisst. So weit komme ich allerdings nicht, denn der Wind zieht kräftig an. Bald befinde ich mich in einem ausgewachsenen Sandsturm, natürlich ohne Schutzbrille und Staubmaske. Doch auch diese hätten mir nicht weitergeholfen. Mit ganzer Kraft stemme ich mich gegen den Wind und komme kaum noch einen Schritt weiter. Diese Berge haben etwas gegen mich denke ich, die wollen mich einfach nicht durchlassen. Wahrscheinlich sitzt ein dicker fetter Troll auf der Hochebene und will mich mit aller Kraft herunterblasen.

Sandsturm am Eyjafjallajökull
Sandsturm am Eyjafjallajökull

Der dritte Versuch 

Diesmal bin ich mit meiner Partnerin Ursula unterwegs. Allerdings wollen wir den dicken fetten Troll nicht mehr verärgern und nehmen den Bus nach Þórsmörk. Die 55 Kilometer, welche verbleiben, teilen wir in vier Etappen auf.

Auf dem Weg nach Þórsmörk
Auf dem Weg nach Þórsmörk

Packliste

  • Rucksack mit Regenschutz
  • Sturmfestes Zelt
  • Schlafsack
  • Thermarest-Matte
  • Bekleidung für alle Wetterlagen (Regen, Wind, Schnee) am Besten nach dem Zwiebelprinzip, Regenhose, Mütze und Handschuhe nicht vergessen!
  • Benzinkocher, Pfanne, Taschenmesser, Besteck, ev. Teller (Camper dürfen nicht in den Hütten kochen)
  • Genügend Lebensmittel für die geplante Anzahl Tage + 1 Tag.
  • Wasserflasche
  • Persönliche Hygieneartikel (Zahnbürste, Zahnpasta, Toilettenpapier, Medikamente, Sonnenschutz usw.)
  • Erste Hilfe Kit
  • Wanderkarte Landmannalaugar - Porsmörk, Fjallabak 1 : 100 000
  • Kompass
  • Wanderstöcke sind ein absolutes Muss zum Furten der Flüsse
  • Trekkingsandalen sind ein absolutes Muss zum Furten der Flüsse
  • Kamera mit Ersatzakku
  • Schutzbrille und Staubmaske
  • Badehose/Badeanzug für Bad in Landmannalaugar

Wer plant in den Hütten zu übernachten und diese auch vorreserviert hat braucht die rot markierten Positionen nicht mitzunehmen.

Nachdem weite Teile der Landschaft bei der Hinfahrt in ein trostloses Grau gehüllt waren, als Folge der Eyjafjallajökull-Eruption, präsentiert sich Þórsmörk oder Thorsmörk in saftigem Grün. Thorsmörk bedeutet übrigens Wald des Thor und wie der Name sagt findet man hier so etwas, das man als Wald bezeichnen könnte. Ein isländischer Witz fragt denn auch: "Was macht man wenn man sich in einem isländischen Wald verirrt hat?" Antwort: "Man steht wieder auf!"

1. Etappe Þórsmörk - Emstrur-Botnar (17 km)

Wir starten am frühen Nachmittag, was aber weiter kein Problem ist, denn im Sommer ist es fast 24 Stunden lang hell. Lange können wir uns nicht am Grün und den herrlichen Blumenwiesen erfreuen. Kaum haben wir etwas an Höhe gewonnen, verschwinden langsam auch die Bäume und immer mehr umgibt uns eine urige Vulkanlandschaft. Bald stehen die ersten Flussdurchquerungen an. Wir müssen eine geeignete Stelle zum Furten finden. An der engsten Stelle ist das Wasser am tiefsten und hat die stärkste Strömung. Besser sind Stellen, wo sich der Fluss in verschiedene Arme aufteilt und möglichst breit ist. Zum Furten haben wir extra Trekkingsandalen mitgenommen und auch unsere Wanderstöcke leisten gute Dienste. Zur Sicherheit sollte man beim Furten immer den Hüftgurt des Rucksacks lösen. Jetzt kann es also losgehen, rein ins eiskalte Wasser! 

Start in Þórsmörk
Start in Þórsmörk
Furten durch eiskaltes Wasse
Furten durch eiskaltes Wasser

Nach dem Furten heisst es Füsse trochnen, Schuhe wechseln und weiter laufen. Unterdessen hat es auch angefangen zu nieseln. Mit Regen muss auf dem Laugavegur immer gerechnet werden. Es ist dann gar nicht so einfach nach dem Furten wieder mit trockenen Füssen in die Schuhe zu kommen. Das ist jeweils eine zeitintensive Angelegenheit.

Übernachtungsmöglichkeiten

Entlang des Laugavegur gibt es eine Reihe von Hütten, welche vom isländischen Wanderverein Ferðafélag geführt werden. Bei den Hütten besteht auch die Möglichkeit sein Zelt aufzustellen. Wild campieren ist entlang des Laugavegur verboten. Der Preis für eine Übernachtung in der Hütte beträgt 9500 ISK, für das Campieren zahlt man 2300 ISK. Fürs Duschen werden zusätzlich 500 ISK berechnet (Stand 2020). Weitere Infos und Buchungen über www.fi.is. Über eine Mitgliedschaft im Verein sind die Übernachtungskosten etwas günstiger.
(Umrechnung: 1000 ISK 6.60 SFR / 6.30 Euro)

Das Wetter bleibt grau und nass, was aber auch seinen Reiz haben kann. Am frühen Abend erreichen wir die Hütte Emstrur-Botnar. Alles ist feucht und nass und die Vorstellung jetzt noch das Zelt aufstellen zu müssen, hebt unsere Stimmung nicht unbedingt. Wir haben aber Glück und es hat noch genügend freie Plätze in der Hütte.

Emstrur-Botnar mit Hüttenwartin
Emstrur-Botnar mit Hüttenwartin
Aufwärmen und Austrocknen in der Hütte
Aufwärmen und Austrocknen 

Nach dem Abendessen machen wir noch einen kleinen Abendspaziergang zum Nahe gelegenen Markarfljótsgljúfur Canyon. Das gehört sozusagen zum Pflichtprogramm für Alle, die auf dem Laugavegur wandern.

Markarfljótsgljúfur Canyon
Markarfljótsgljúfur Canyon

2. Etappe Botnar - Álftavatn (16 km)

Heute sind kaum noch Steigungen zu überwinden. Der Weg erweist sich zum grössten Teil als flach und führt durch eine Wüste aus schwarzem Lavasand. Über den Sand verstreut liegen einige grössere Brocken, so dass das Ganze den Eindruck einer Mondlandschaft ergibt. Es ist windstill, so dass wir glücklicherweise ohne Schutzbrillen und Staubmasken auskommen.

Lavawüste
Lavawüste

Etwa auf halber Strecke führt eine Brücke über einen Fluss, welcher zu Fuss kaum zu durchqueren wäre. Danach sind noch zwei Furten zu bewältigen, welche beide nicht sehr tief sind. Die Zweite ist aber zeimlich breit, so dass das eiskalte Wasser uns wie ein scharfes Messer ins Fleisch schneidet. Der Schmerz ist kaum zum aushalten! Am Álftavatn (Vatn = See) angekommen finden wir auch hier wieder Unterschlupf in der neuen modernen Hütte.

Álftavatn-Hütte
Álftavatn-Hütte
Álftavatn
Álftavatn 

3. Etappe Álftavatn - Hrafntinnusker (11 km)

Von der Álftavatn-Hütte geht der Weg steil über Geröllfelder in die Höhe. Der Blick zurück gibt spektakuläre Ausblicke über den See frei. Weiter oben ändert sich die Lanschaft total. Der Weg führt nun durch hügelige Liparitberge. Überall steigt heisser Dampf auf und es stinkt nach Schwefel. Der Kontrast zwischen den grün leuchtenden Moosflächen, der rötlichen Farbe des Gesteins und den Dampfwolken ist eindrücklich.

Liparitberge
Liparitberge
Schneehöhle
Schneehöhle 

Immer wieder müssen wir auch kleinere Schneefelder überqueren. Dort wo warmes Wasser unter Schnee und Eis durchfliesst entstehen imposante Schneehöhlen. Beim Überqueren der Schneefelder ist Vorsicht geboten, um ja nicht in eine verborgene Höhle einzubrechen. Die Hrafntinnusker-Hütte liegt 1070 m ü. M. und ist somit die höchstgelegene Hütte auf unserer Wanderung. Auch hier finden wir noch Unterschlupf.

Hrafntinnusker-Hütte
Hrafntinnusker-Hütte
Camping am Hrafntinnusker
Camping am Hrafntinnusker 

 4. Etappe Hrafntinnusker - Landmannalaugar (11 km)

Heute geht es meist bergab, nur gelegentlich sind noch kleinere Aufstiege zu bewältigen. Es sind nur noch 11 Kilometer bis Landmannalaugar. Die Landschaft ist aber so vielfältig und farbenprächtig, dass wir vor lauter Fotografieren kaum voran kommen. Oft haben wir das Gefühl uns statt in der Realität in einem impressionistischen Gemälde zu befinden.

Landschaft wie ein impressionistisches Gemälde
"Impressionistisches Gemälde"?

Noch ein letzter steiler Abstieg durch einen erstarrten Lavastrom und wir erreichen gegen Mittag Landmannalaugar. Die Zivilisation, respektive der Massentourismus hat uns wieder. Die Ebene ist übersät mit farbigen Zelten. Es kommt mir fast vor wie ein Basislager bei Himalayaexpeditionen (siehe auch den Bericht Everest-Trekking), nur dass hier natürlich Schnee und Eis fehlen.

Campingplatz in Landmannalaugar
Campingplatz in Landmannalaugar
Entspannendes heisses Bad in Landmannalaugar
Entspannendes heisses Bad